Analfistel

Analfisteln waren und sind häufig und viele prominente Persönlichkeiten litten darunter:

Bereits in der 4. Pharaonendynastie 2600 v. Chr. in Ägypten wurden anale Fisteln beschrieben. Bereits Sushruta in Indien (600 v. Chr.) und Hippokrates in Griechenlang (400 v. Chr.) haben bereits Fisteln mit Hilfe von Drainagen aus Textil behandelt, die mit Heilkräutern versetzt waren. Die ersten operativen Behandlungen sind von dem Franzosen Guy de Chauliac (1300 – 1368) und seinen britischen Kollegen John von Arderne (1307 – 1370) beschrieben.

Der prominenteste Fistelpatient der Geschichte war Sonnenkönig Ludwig XIV. Er wurde von seinem Fistelleiden von Charles Francois Felix 1686 durch eine Fistelspaltung befreit. Felix wurde dafür geadelt und erhielt den Namen Felix de Tassy. Außerdem erhielt er Ländereien und 300 000 Francs.

Die erste spezialisierte Klinik für anale Fisteln wurde 1835 in London von Frederic Salmon eröffnet. Einer der bekanntesten Patienten war Charles Dickens. Über ihn kam es zur Finanzierung des Klinikausbaus durch Lord Iveagh, einem Mitglied der Guiness Brauerei Dynastie. Die Klinik erhielt den Namen „St. Marks Hospital for Fistula and other Diseases of the Rectum“, bis heute eine der renommiertesten Kliniken für kolorektale Medizin.

Analfisteln stellen die chronische Form einer Entzündung ausgehend von den Ausführungsgängen der Afterdrüsen auf Höhe der sog. Zahnlinie etwa 1-2 cm oberhalb des Afters dar. Durch die Entzündung entstehen Fistelgänge, die zwischen dem Analkanal und der Afterumgebung liegen können. Sie können lediglich unter der Haut liegen, durch Schließmuskeln hindurchziehen oder um sie herumführen. Aus der äußeren Fistelöffnung kann sich immer wieder Sekret absondern. Analfisteln können nach Analabszessen zurückbleiben.

Wie die Fistelgänge in Beziehung zu den Schließmuskeln verlaufen ist entscheidend für die Einteilung und für die Planung der Therapie einer Analfistel. In Anlehnung an den englischen Chirurgen Sir Alan Parks (1920-1982) unterscheidet man:

 

Typ 1 intersphinktäre Analfisteln (sehr häufig)
(die Gänge verlaufen zwischen dem inneren und dem äußeren Schließmuskel)

Typ 2 transsphinktäre Analfisteln (häufig)
(die Gänge durchbohren beide Schließmuskelanteile)

Typ 3 suprasphinktäre Analfisteln (selten)
(die Gänge verlaufen zwischen Schließmuskel  und Beckenbodenmuskeln)

Typ 4 extrasphinktäre Analfisteln (sehr selten)
(die Gänge verlaufen außerhalb der Schließmuskeln und haben ihren Ursprung außerhalb des Enddarmes. Es handelt sich somit nicht um typische Analfisteln)

Typ 5 submucöse Analfisteln (selten)
Die Gänge verlaufen direkt unter der Schleimhaut. Der Schließmuskel ist nicht beteiligt.

 

Welche operativen Verfahren gibt es?

Letztlich ist eine abschließende Behandlung bzw. eine Heilung von Analfisteln nur durch eine operative Therapie möglich. Zuvor ist ggf. eine weiterführende Untersuchung nötig, um den Fistelverlauf vor einer OP zu kennen. Hierzu kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Untraschalluntersuchung (Endosonographie) nötig sein.
Am besten kann jedoch der erfahrene Untersucher den Verlauf erkennen. Dies gelingt besonders in Narkose gut. Der Fistelverlauf kann getastet, sondiert und auch mit Färbemitteln dargestellt werden. Der jeweilige Verlauf entscheidet die chirurgische Therapie:
Bei oberflächlichen Fistelgängen genügt meist eine Spaltung (sehr gute Heilungsrate); tiefer liegende Fistelgänge, die viel Schließmuskelgewebe umfassen oder bei bereits geschwächtem Schließmuskel, werden die Fistelgänge herausgeschält. Um einer erneuten Fistelbildung vorzubeugen, können eine Naht des Schließmuskels und ein Verschluss der inneren Fistelöffnung mittels Verschiebelappen nötig werden. Alternativ wird die Fistel gespalten, ausgeschnitten und der gespaltene Muskel wieder vernäht. Diese rekonstuktiven Eingriffe sollten stationär erfolgen. Der stationäre Aufenthalt dauert in der Regel wenige Tage. Die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Verfahren bzgl. der Fistelheilung liegen in der Literatur bei ca. 60-80%. Häufig wird jedoch zur Vorbereitung zunächst wie bei höher gelegenen Fisteln ein Faden zur Drainage eingelegt. Somit ist der Gang drainiert, Sekret kann abfließen. Häufig verändert sich der Verlauf und der definitive Eingriff gelingt leichter.  
Die Entscheidung, welches Operationsverfahren zur Anwendung kommt, kann häufig erst nach der Untersuchung in Narkose getroffen werden. Das oberstes Ziel ist immer die optimale Schonung des Schließmuskels.

Gibt es den Analfisteln ähnliche Krankheitsbilder?

Bei einer chronischen entzündlichen Darmerkrankung wie dem Morbus Crohn liegt eine Sondersituation vor. Hier sind besondere Behandlungsverfahren anzuwenden. Auch Analfisteln mit entzündlichem Ursprung im Bauchraum (Typ 4) sowie bei Fisteln zwischen dem Enddarm und der Scheide (Rekto-vaginale Fisteln) müssen gesondert betrachtet und behandelt werden. Bei entzündlich fistelnden Hauterkrankungen wie der sog. Akne inversa auch Hidradenitis suppurativa genannt, oder dem Sinus pilonidalis (Steißbeinfistel, s.u.) liegen andere Ursachen vor, die Therapie variiert.

 

Wie verhalte ich mich vor und nach einer Analfistel Operation?

Kommen Sie bitte am OP-Tag nüchtern zur vereinbarten Zeit in unsere Praxis. Bitte bringen Sie hierzu ggf. die notwendigen Befunde von Ihrem Hausarzt mit. Sie werden dann von uns in den OP begleitet.

Die operative Therapie bei einer ambulanten Operation besteht wie oben bereits dargestllt in der Fisteldarstellung mit Einlegen eines dünnen Gummifadens bzw. in der Spaltung nach Aufsuchen des Fistelganges. Entscheidend ist die Schaffung einer breiten offenen Wundöffnung nach außen, damit die Wunde sich nicht zu früh verschließt und damit das vorhandene Wundsekret gut abfließen kann hat. Eine Fistelspaltung erfolgt nur so, dass keine dauerhafte Schädigung des Schließmuskels auftritt. Mögliche Komplikationen der Eingriffe sind, Infektionen und Blutungen, vorübergehende Stuhlhalteschwächen. Durch auftretende Komplikationen oder erneut auftretende Fisteln kann sich ebenso eine Stuhlhalteschwäche im späteren Verlauf entwickeln, wie sie auftritt, wenn ein Fistelleiden nicht behandelt wird.

Sie erhalten ausreichend schmerzstillend und abschwellende Medikamente. Achten Sie auf weichen Stuhlgang. Als unterstützende Maßnahme können wir Ihnen Ballaststoffe in Form von Flohsamenschalen (z.B. Mucofalk) rezeptieren. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die Wunde sollte mehrfach am Tag sowie nach jedem Stuhlgang ausgeduscht werden. Im Anschluss legen Sie eine Kompresse mit etwas Salbe oder Gel vor. Da die Haut um den After durch die Feuchtigkeit angegriffen werden kann, schützen Sie diese mit einer weichen Zinksalbe, dadurch wird Feuchtigkeit abgehalten. Dass es für einige Tage zur Absonderung von Wundsekret und auch leichte Blutung auftreten sind normal. Evtl. kann sich nach dem Stuhlgang auch etwas Blut zeigen. Der Stuhlgang selbst hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Wunde. Sie sollten ihn nicht zurückhalten, auch wenn es anfangs unangenehm sein sollte.

Rechnen Sie mit einer Arbeitsunfähigkeit von ca. 3 Wochen. Sie sollten sich schonen und auf anstrengende sportliche Betätigung verzichten. Schwimmbad und Sauna dürfen erst nach der Wundheilung wieder besucht werden. Wir werden Sie regelmäßig in der Praxis zur Kontrolle sehen; ein Rezept für Schmerzmittel erhalten Sie von uns bei Entlassung. Diese Medikamente wirken nicht nur gegen Schmerzen, sondern wirken auch abschwellend und entzündungshemmend. Sie benötigen diese für ca. 1 – 2 Wochen. Sehr selten kann es nach dem Eingriff zu stärkeren Blutungen, nicht nachlassenden Schmerzen, Neuauftreten von schmerzhaften Knoten (Analvenenthrombose) und Fieber kommen. In diesen Fällen rufen Sie uns bitte an. Sie können uns in der Praxis erreichen und auch über eine Mobilfunknummer, die wir Ihnen mit den Unterlagen zur Operation aushändigen werden.