• Proktologie
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Sie sind harmlos, jedoch häufig sehr schmerzhaft.
Schmerzhafte „Hämorrhoide“ aus heiterem Himmel

Wenn Sie plötzlich einen schmerzhaften Knoten am After spüren, der lila-bläulich gefärbt und gerne über Nacht entstanden ist, denken Sie wie viele andere Leidensgenossen auch, dass Sie an Hämorrhoiden leiden. Meist liegt jedoch eine Analvenenthrombose vor. Die Analvenenthrombosen werden daher auch als „äußere Hämorrhoiden“ bezeichnet.
Sie müssen keine Sorgen haben: Im Gegensatz zur tiefen Beinvenenthrombose (TVT) ist diese Thrombose völlig harmlos. Es kann nicht zu Verschleppungen des geronnenen Blutes in andere Gefäße kommen (Embolie). In vielen Fällen ist eine Behandlung gar nicht nötig und Abwarten sowie Beobachten kann bereits die beste Therapie darstellen.

 

In der Unterhaut um den Anus gibt es ein Geflecht feiner Venen, genannt Plexus hämorrhoidalis externus. Dieser Name ist jedoch irreführend, denn mit den echten (inneren) Hämorrhoidalgefäßen haben diese Blutgefäße nichts zu tun.

Es gibt viele Auslöser für eine Analvenenthrombose:

Das Blut in diesen Gefäßen fließt mit einem sehr geringem Druck von etwa 15 mm Hg. Wenn z.B. im Bauchraum der Druck erhöht ist, kommt der Blutfluss in diesen Gefäßen zum Stillstand. Das Blutgefäß schwillt an und das Blut kann gerinnen: eine Analvenenthrombose ist entstanden.
 

Die Patienten geben somit auch häufig folgende Vorgeschichten an:

  • längeres Sitzen (Büroarbeit, Fernfahrer, Flugreisen)
  • Pressen bei Verstopfung, gelegentlich aber auch Durchfall
  • Husten (Asthma)
  • schweres Heben (Kraftsport)
  • Sitzen auf kalter Unterlage
     

Weitere mögliche Faktoren sind:

  • mechanische Irritation, auch nach proktologischen Operationen
  • aber auch nach Verödung oder Abbinden von Hämorrhoiden
  • erweiterte Gefäße durch reichlichen Alkoholkonsum
  • sehr selten bei veränderter Blutgerinnungsneigung

Hormonelle Umstellungen während der Schwangerschaft zusammen mit dem Kind im Bauch führen bei vielen Frauen zu Verstopfung. Dazu drückt das Kind mit dem Fruchtwasser und den Beckenboden. Es sammelt sich im Körper Wasser und das Bindegewebe wird dehnbarer. Die Thromboseneigung nimmt zu.

Während der Entbindung steigt der Druck in den Analvenen durch das Pressen massiv an. Durch die Passage des Kindes kommt es zu Einrissen im Beckenboden, es entstehen Blutergüsse, die nach unten absinken. Daher sieht man bei Frauen im Wochenbett häufig zum Teil erhebliche Schwellungen um den Anus, die an 4 gradige Hämorrhoiden erinnern. Hier heißt es geduldig sein und dies auch vermitteln. Abschwellende Maßnahmen und Stuhlregulation lindern die Beschwerden und die Befunde gehen in der Regel rasch zurück.

Enddarmbeschwerden sind in der Schwangerschaft und nach der Entbindung sehr häufig.

Gelegentlich berichten Patienten über einen leichten Juckreiz oder über ein Kribbeln einige Tage bevor die eigentliche Thrombose auftritt. Die Analvenenthrombose selbst macht durch einen plötzlich auftretenden Schmerz und eine tastbaren Knoten am Analrand aufmerksam. Auch Brennen und Stechen sind mögliche Symptome.

Bei der Inspektion erkennt man einen bläulichen bis schwarzen Knoten am Analrand, der druckschmerzhaft ist. Im Gegensatz hierzu ist die Oberfläche von „echten“ Hämorrhoiden leicht gekörnt oder samtartig. Beim einfachen Abtasten der Analvenenthrombose ist ein prall-elastischer, glatt begrenzter und gegenüber der Umgebung verschieblicher Knoten zu spüren.

Die Analvenenthrombose kann sehr klein (stecknadelkopfgroß) sein, aber auch die Größe eines Daumenendgliedes erreichen. Gelegentlich finden sich auch mehrere Knoten.

Eine gute medizinische Versorgung besteht darin, so viel wie möglich nichts zu tun. (Samuel Shem 1978, The House of God)

Meistens muss bei der Analvenenthrombose nichts gemacht werden!

Sehr häufig verheilt eine Analvenenthrombose von selbst. Jedoch sollten die Schmerzen genommen werden, bis der Körper die Selbstheilung durchgeführt hat. Außerdem sollte man einiges Beachten, damit der Knoten sich nicht noch ausdehnt.
Jedoch muss die Diagnose gesichert sein, bevor man nur abwartet.

Sehr selten kommt es zu einer sog. Spontanperforation: der Knoten platzt auf und es blutet etwas: dies ist in aller Regel harmlos. Gelegentlich verbleibt ein schmerzloser derber Knoten, der jedoch stört und als „fremd“ empfunden wird. In diesen Fällen wie auch bei der Entstehung von sog. Marisken, können diese problemlos in einem kleinen Eingriff entfernt werden.

  • Wir verordnen gerne Ibuprofen oder Diclofenac, da diese Medikamente nicht nur schmerzstillend wirken, sondern auch abschwellend wirken. Alternativ kann auch kurzzeitig eine cortisonhaltige Salbe helfen. Sehr selten können mit Nasentropfen beträufelte Vorlagen helfen.
  • Wenn Ibuprofen oder Diclofenac nicht eingenommen werden können, kann Metamizol verschrieben werden.
  • Örtlich betäubende Cremes, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind, können äußerlich aufgetragen werden.
  • Kühlung wird als angenehm und schmerzlindernd empfunden.

Was tun, wenn der Schmerz zu stark ist, oder die bisherige Behandlung nicht hilft?

Operation bei Analvenenthrombose

Bei ausgeprägten Beschwerden werden die Knoten in örtlicher Betäubung entfernt. Der ausgeprägte und akute Schmerz ist danach nicht mehr vorhanden und die Wunde heilt rasch ab. Ich rate Ihnen ab, lediglich eine Stichinzision durchführen zu lassen. Häufig füllt sich der Befund wieder mit Blut und die Beschwerden liegen wieder vor, oder es kommt zu einer Infektion, da der Abfluss häufig verklebt.

Was kann man zur Vorbeugung (Prophylaxe) unternehmen?

Vermeiden Sie die o.g. Ursachen:

  • Achten Sie auf regelmäßigen, weich geformten Stuhl, Sie können sich mit gemahlenen indischen Flohsamenschalen helfen.
  • Lernen Sie eine entsprechende Atemtechnik, wenn Sie schwer heben müssen.
  • Achten Sie auf ausreichende „Bewegungs“-Pausen, wenn Sie lange sitzen müssen
  • Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.