• Proktologie
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Hämorrhoiden

Hämorrhoiden haben wir alle. Sie dienen der Feinkontinenz, d.h. sie helfen Flüssigkeiten oder Winde zurückzuhalten.
Am Übergang des Mastdarms zum After entwickeln wir hierzu einen ringförmig angelegten Gefäßschwamm, der in der Fachsprache hämorrhoidaler Schwellkörper genannt wird. Dieser besteht aus Blutgefäßen, die je nach Bedarf an- oder abschwellen. Dadurch sind sie Teil des Kontinenzapparates zusammen mit den Schließmuskeln.

Wenn allerdings eine Vergrößerung der Hämorrhoiden vorliegt und Beschwerden wie Fremdkörpergefühl, Juckreiz, Nässen oder Blutungen auftreten, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden. Dann muss man sich Gedanken über die richtige Therapie machen, die in der Regel nicht operativ und vor allem ohne Schmerzen erfolgen kann.
Ganz im Vordergrund der Therapie steht die Stuhlregulation, die z.B. mit indischen Flohsamenschalen und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr erfolgen kann. Positiver Nebeneffekt der Flohsamenschalen ist, dass dies den Appetit zügelt und den Cholesterinspiegel senken kann.
Bei höhergradigen Hämorrhoidalbefunden, kommen individuell abgestimmt andere Verfahren zum Einsatz, die im Folgenden dargestellt werden.

Nicht alles sind Hämorrhoiden!

Hämorrhoiden sind die am meisten verbreitete Enddarmerkrankung und können in jedem Alter auftreten. Selbst Kindern können betroffen sein und dies unabhängig vom Geschlecht. Frauen und Männer sind gleich betroffen.

Der anale Schwellkörper besteht wie bereits oben dargestellt aus Blutgefäßen. Das Bindegewebe der Gefäße kann durch erhöhten Innendruck ausgeweitet werden, so dass diese sich nicht mehr komplett verkleinern können. Außerdem konnte nachgewiesen werden, dass kleine Muskelfasern diesen Schwellkörper an seiner Unterfläche am Übergang vom Mastdarm zum Analkanal fixiert. Diese Muskelfasern reißen. Das führt dazu, dass die Schwellkörper sich verlagern und nach außen treten. Ein zu starker Druck entsteht vor allem durch ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Bewegung und durch chronische Verstopfung. Auch kann durch falsches Stuhlverhalten, z.B. durch Nachpressen beim Stuhlgang oder durch zu lange „Sitzungen“ (Lesen auf dem WC) die Entstehung eines Hämorrhoidalleidens begünstigen.
Neben diesen Ursachen gibt es noch weitere Auslöser von Hämorrhoidalbeschwerden: In der Schwangerschaft, aber auch nach der Entbindung sind häufig Hämorrhoidalbeschwerden bei vergrößerten Hämorrhoiden zu beobachten. Diese bilden sich unter konservativer Therapie jedoch meist gut zurück. Nach längerem Missbrauch von Abführmitteln und durch chronische Durchfälle ebenso wie bei zu hohem Körpergewicht, bei ungewohnter körperlicher Anstrengung, zu hohem Alkohol- und Kaffeekonsum, bei Genuss von scharfen Gewürzen oder nach Zitrusfrüchten oder sitzen auf kalter Unterlage kann es vermehrt zu Hämorrhoidalbeschwerden kommen.

Wenn der hämorrhoidale Schwellkörper sich vergrößert und verlagert, ist der Feinschluss des Analkanals gestört. Dadurch kann Feuchtigkeit auf die Afterhaut gelangen. Von dem unkontrollierten Austritt von Schleim und Feuchtigkeit ist zunächst nichts zu spüren. Jedoch fällt den Betroffenen im Laufe der Zeit auf, dass ein Nässen vorliegt. Dies wird zunächst als Schwitzen interpretiert. Jedoch ist die sehr empfindsame Haut des Analkanals und des Afters dafür nicht vorbereitet. Es kommt zu einer Reizung mit Rötung, Juckreiz. Zunächst gelegentlich, später andauernd. Es kommt ein Wundsein dazu mit Brennen und Schmerzen. Jetzt liegt ein sog. Analekzem vor.
Bei vergrößerten hämorrhoidalen Schwellkörper werden die Wände der kleinen Blutgefäße immer dünner, so dass bei festerem Stuhlgang diese leicht aufreißen können. Es fällt durch Blutungen auf. Zunächst lediglich auf dem Toilettenpapier, dann als Auflagerung auf dem Stuhlgang. Wenn es weiter fortschreitet, kann es auch beim Stuhlgang tropfen. Das ist sehr beunruhigend und sieht häufig nach viel mehr aus als es wirklich ist. Jedoch gehört jede Blutung abgeklärt. Es könnte auch andere Ursachen haben.

Aber immer wieder auftretende Blutungen aus den Hämorrhoiden können über die Zeit auch zu einer Anämie (Blutarmut) führen. Die Patienten sind häufig andauernd müde und nicht mehr voll leistungsfähig.


Zusätzlich können sich als Folge vergrößerter Hämorrhoiden kleine Blutgerinnsel bilden. Wir sprechen von thrombosierten Hämorrhoiden. Diese können dann sehr schmerzhaft sein. Die Hämorrhoiden drücken dann gerne aus dem After heraus, wodurch häufig das Gefühl von Druck im After entsteht.

Wie Eingangs dargestellt, bedarf es neben der Erhebung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) mit den geschilderten Symptomen immer einer kompletten Untersuchung des Enddarms. Denn typische Hämorrhoidenbeschwerden können auch durch andere höher liegende Prozesse des Mastdarms ausgelöst werden können.
Zunächst wird vorsichtig mit dem Finger ausgetastet. Vergrößerte Hämorrhoiden sind jedoch in der Regel zu weich, um sie zu spüren. Meistens reicht dann ein Afterspiegel, um einen ersten Eindruck über die vergrößerten Hämorrhoiden zu bekommen.
Ausgeprägtere Veränderungen, ein thrombosierter Hämorrhoidalknoten oder ein Analvorfall können Spezialisten meist schon beim ersten Anblick der Analregion erkennen.

Welche Stadien werden unterschieden?

Wenn Hämorrhoiden nicht, zu spät oder falsch behandelt werden, können sie sich vergrößern. Hämorrhoiden können daher zu einem fortschreitenden Leiden führen.
Damit eine richtige Behandlung zum richtigen Zeitpunkt einsetzen kann, sind Hämorrhoiden in vier verschiedene Größenstadien eingeteilt.

Der hämorrhoidale Schwellkörper ist nur innerhalb des Analkanals vergrößert. Die Hämorrhoiden sind daher in diesem Stadium von außen nicht sichtbar und auch nicht zu ertasten. Man kann sie mit dem Afterspiegel erkennen.

Wenn sich der hämorrhoidale Schwellkörper weiter vergrößert und sie beim Pressen bzw. beim Stuhlgang aus dem After heraustreten, sprechen wir von zweitgradigen Hämorrhoiden. Nach dem Stuhlgang ziehen sich die Hämorrhoiden spontan wieder in den Analkanal zurück.

Jetzt sind die Hämorrhoiden so vergrößert und der Halteapparat hat sich so verändert, dass die Hämorrhoiden nach dem Stuhlgang oder nach sonstigem Pressen nicht mehr von alleine in den Analkanal zurückziehen. Die müssen jetzt mit den Fingern (manuell) zurückgeschoben (reponiert) werden. In diesem Stadium kann es auch sein, dass die Hämorrhoiden bereits nach längerem Laufen oder unter schwerer körperlicher Arbeit nach außen treten können.

In diesem Stadium sind die Hämorrhoiden so stark vergrößert und verlagert, dass sie dauerhaft nach außen geschoben sind, man spricht auch von einem Analvorfall (Prolaps).Sie könne nicht mehr dauerhaft zurückgeschoben werden. Der Vorfall ist „fixiert“.

Wie erfolgt die Behandlung?

Die Behandlung des Hämorrhoidalleidens richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Dabei sind die meisten Therapieverfahren, bei denen die Ursache der Erkrankung behandelt wird, schmerzfrei. Viele Behandlungsformen können ambulant durchgeführt werden.

Ganz im Vordergrund der Therapie steht die Stuhlregulation, die z.B. mit indischen Flohsamenschalen und einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr erfolgen kann. Positiver Nebeneffekt der Flohsamenschalen ist, dass dies den Appetit zügelt und den Cholesterinspiegel senken kann.

Die Beschwerden können durch lokale Maßnahmen gelindert werden und sogar kurzfristig beseitigt werden, ohne dass sich an der Ursache, den vergrößerten Hämorrhoiden selbst, etwas ändert. Diese erste »symptomatische« Behandlung geschieht in der Regel mit Cremes, Lotionen, Tinkturen oder auch Salben. Problematisch ist jedoch, dass die Auswirkungen des Hämorrhoidalleidens zwar dadurch vorrübergehend gelindert werden können, die Hämorrhoiden selbst jedoch werden ohne entsprechende professionelle Behandlung nicht verschwinden, sondern sogar an Größe weiter zunehmen. Daraus folgen noch ausgeprägtere Beschwerden und entsprechend aufwendigere Behandlungsmethoden.
Eine häufig zu beobachtendes Problem ist der sog. "Innere Vorfall". Hier verlagert sich die Schleimhaut des Mastdarms in den Afterkanal hinein. Zusätzlich kann der Beckenboden und somit der After zu weit nach unten treten. Es kommt zum Austritt von Flüssigkeit, was die Afterhaut reizt. Außerdem verspüren die Patienten wie oben beschrieben einen erhöhten Druck und haben ständig Stuhldrang. Das führt zu noch häufigeren Toilettengängen mir Pressen, was eine Inkontinenz auslösen kann.

Ab zweitgradigem Hämorrhoidalleiden werden Verfahren empfohlen, die dazu führen, dass sich der vergrößerte Schwellkörper wieder verkleinert und zurückzieht. Dies erfolgt zunächst einmal mit einer Verödung des Schwellkörpers mit einem Sklerosierungsmittel. Dieses wird mit einer feinen Nadel an die Basis des Schwellkörpers gespritzt. Man spürt davon lediglich einen leichten Druck, da in diesem Bereich des Analkanals keine Schmerzrezeptoren vorhanden sind.

Bei weiter fortgeschrittenen Befunden, können die vergrößerten Knoten mittels eines Gummibandes abgebunden werden. Auch hier hat man nur Fremdkörpergefühl mit Druck im Analkanal, wenn das Band korrekt platziert wurde. Das abgebundene Gewebe schrumpft und fällt nach einigen Tagen ab. Gelegentlich kann es dabei zu einer Blutung kommen, die in der Regel von alleine aufhört.

Gegen die möglicherweise auftretenden Schmerzen im After bzw. gegen das Druckgefühl erhalten Sie schmerzstillende Medikamente.

14 Tage nach dem Abbinden sollten keine gerinnungshemmenden Medikamente genommen werden (z. B. Marcumar). Sie sind weiterhin arbeitsfähig, aber sollten sich bei Alkohol, Kaffee und Sport zurückhalten. Selten kann es zu stärkeren Blutungen kommen.

Alternativ kann der Zufluss auch durch eine verschließende Naht im Analkanal unterbunden werden, so dass sich der vergrößerte Schwellkörper zurückbildet. Dies kann in örtlicher Betäubung oder in einer Kurznarkose ambulant durchgeführt werden.

Bei höhergradigen Befunden, vor allem bei nicht mehr möglichem Zurückschieben des Befundes, bleibt noch die Operation

Die Hämorrhoidenentfernung nach Milligan-Morgan wird vor allem dann durchgeführt, wenn es sich um einen einzelnen oder um voneinander abgegrenzte vorfallende Hämorrhoidalknoten handelt.
Hierbei erfolgt eine sogenannten Segment-Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan. Diese Methode wird seit vielen Jahren angewendet und ist bewährt. Der eigentliche Schließmuskel ist von der Operation nicht betroffen, er wird explizit geschont. Der Eingriff kann in örtlicher Betäubung oder in einer Kurznarkose durchgeführt werden.
Hierbei werden nur die vergrößerten Hämorrhoidalknoten entfernt. Wichtig ist, dass eine ausreichend breite Hautbrücken zwischen den Befunden am Anus verbleibt, denn diese ist wichtig für das Feingefühl. Damit können wir unterscheiden, ob Stuhl, Flüssigkeiten oder lediglich Winde zu erwarten sind. Somit ist die Haut mit dem Feingefühl mit den Hämorrhoiden und den Schließmuskeln Teil des Kontinenzorgans.
Nach Entfernung der einzelnen Knoten bleibt bei dieser Methode die Wunde bewusst offen, damit evtl. entstehendes Wundsekret gut abfließen kann. Eine anfängliche Sekretion ist daher normal. Wir nenne dies eine „sekundären Heilung“. Diese geschieht in aller Regel ohne Komplikationen und ist in der Regel nach wenigen Wochen abgeschlossen.

Bei einer Modifikation des oben beschriebenen Eingriffs wird ein Hautlappen präpariert, um die Wunde damit abzudecken. Der Eingriff dauert etwas länger und es besteht ein Risiko für Wundheilungsstörungen, da Sekrete aus dem Anus unter den Hautlappen gelangen können. In Dieser Eingriff ist nach dem Erstbeschreiber Arnold benannt.

Wie verhalte ich mich vor und nach einer Operation?

Kommen Sie bitte am OP-Tag nüchtern zur vereinbarten Zeit in unsere Praxis bzw. in das OP-Zentrum. Bitte bringen Sie hierzu die notwendigen Befunde von Ihrem Hausarzt mit. Sie werden dann von uns in den OP begleitet.

Die Hämorrhoiden-Operation erfolgt in verschiedenen Techniken, die wir Ihnen bei einem ausführlichem Aufklärungsgespräch erläutern. Dabei werden die Hämorrhoiden mit der darüber liegenden Schleimhaut abgetragen. Evtl. auftretende Blutungen werden in der Regel mittels Strom zum Stillstand gebracht. Im Analkanal erfolgt ein Wundverschluss mit selbstauflösenden Fäden. Nach außen jedoch wird die Wunde, damit das eventuell entstehende Wundsekret gut abfließen kann. Der Schließmuskel bleibt stets unangetastet. Komplikationen, die in der Folge selten auftreten können, sind Infektionen, Blutungen und Analvenenthrombosen.

Sie erhalten ausreichend schmerzstillend und abschwellende Medikamente. Achten Sie auf weichen Stuhlgang. Als unterstützende Maßnahme können wir Ihnen Ballaststoffe in Form von Flohsamenschalen (z.B. Mucofalk) rezeptieren. Wichtig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Die Wunde sollte mehrfach am Tag sowie nach jedem Stuhlgang ausgeduscht werden. Im Anschluss legen Sie eine Kompresse mit etwas Salbe oder Gel vor. Da die Haut um den After durch die Feuchtigkeit angegriffen werden kann, schützen Sie diese mit einer weichen Zinksalbe, dadurch wird Feuchtigkeit abgehalten. Dass es für einige Tage zur Absonderung von Wundsekret und auch leichte Blutung auftreten sind normal. Evtl. kann sich nach dem Stuhlgang auch etwas Blut zeigen. Der Stuhlgang selbst hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Wunde. Sie sollten ihn nicht zurückhalten, auch wenn es anfangs unangenehm sein sollte.

Rechnen Sie mit einer Arbeitsunfähigkeit von ca. 2 Wochen. Sie sollten sich schonen und auf anstrengende sportliche Betätigung verzichten. Schwimmbad und Sauna dürfen erst nach der Wundheilung wieder besucht werden. Wir werden Sie regelmäßig in der Praxis zur Kontrolle sehen; ein Rezept für Schmerzmittel erhalten Sie von uns bei Entlassung. Diese Medikamente wirken nicht nur gegen Schmerzen, sondern wirken auch abschwellend und entzündungshemmend. Sie benötigen diese für ca. 1 – 2 Wochen. Sehr selten kann es nach dem Eingriff zu stärkeren Blutungen, nicht nachlassenden Schmerzen, Neuauftreten von schmerzhaften Knoten (Analvenenthrombose) und Fieber kommen. In diesen Fällen rufen Sie uns bitte an. Sie können uns in der Praxis erreichen und auch über eine Mobilfunknummer, die wir Ihnen mit den Unterlagen zur Operation aushändigen werden.